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Ortner & Ortner Baukunst Gesellschaft von Architekten mbH

Entwurfskonzept

Zwei Pavillonbauten in versetzter Anordnung, verbunden durch einen Flachbau, bilden im Park zusammen mit der historischen Villa Baltic ein bauliches Ensemble von großer Offenheit und Durchlässigkeit.
Schlank und leicht zeigt sich der Assistenzbau im Kontrast zum neobarocken Bestandsbau als filigrane Holzkonstruktion in der Tradition hölzerner Bäderarchitektur der Ostseeküste, eingefasst durch eine Schicht aus Veranden und Pergolen.

Allseitig vom Park umrahmt ist das Ensemble von allen Seiten offen zugänglich, mit differenzierter Ausbildung von Freiräumen zu allen Seiten.
Während an der Westseite der öffentliche Park als grüne Fuge zur Ostseeallee und der Strandpromenade möglichst breit erhalten und offengehalten wird, entsteht auf der Ostseite des Neubaus an der Südseite der Villa ein zweiseitig gefasster Eingangshof.
Hier am nördlichen Ende der wiederhergestellten historischen Allee liegt das Entree des Ensembles mit getrennten Zugängen zur Villa Baltic und dem Assistenzbau.
Altbau und Neubau bilden jeweils eigenständige Adressen und ergänzen einander als Ensemble mit ihren unterschiedlich ausgerichteten Programmschwerpunkten.

Oberirdisch verbindet eine überdachte Pergola die beiden Gebäude. Sie formuliert die Fuge zwischen Alt und Neu als einen offenen Durchgang, der zugleich die direkte fußläufige Verbindung zwischen Park und Ostsee herstellt.
Die Pergola fügt sich an den neuen Seiteneingang der Villa an, der mit neuer Freitreppe und Aufzug im Inneren die repräsentative und barrierefreie Erschließung des Hochparterres gewährleistet. Unterirdisch werden Alt- und Neubau baulich verbunden, wodurch auch eine direkte und funktional sinnvolle Anbindung des Altbaus an die Tiefgarage und den unterirdischen Teil der Anlieferung erfolgt.

Die Aufteilung der in den Obergeschossen untergebrachten 106 Hotelzimmer und Suiten in zwei getrennte aufgehende Baukörper führt zu einer Gliederung der Baumasse in einem verhältnismäßigen Maßstab zur Villa wie auch den umliegenden Bauten. Sie dient außerdem der Vermeidung einer baulichen Trennung und Abriegelung des Parks, in nord-südlicher wie auch ost-westlicher Richtung.
Die umlaufenden Veranden wirken als baulicher Filter zum öffentlichen Parkraum und bieten zugleich allen Gästen einen Freisitz als eine innenräumliche Erweiterung mit Ausblick zur Ostsee oder in den Park.

Das Erdgeschoss des Neubaus gliedert sich in unterschiedliche Bereiche. Mittig zentral befindet sich der Eingang mit Foyer und zentralem Empfang, von dem man direkt in das großzügig verglaste Hotelrestaurant gelangt. Dieses orientiert sich nach Westen und Süden zum Park hin.
Seitlich am Foyer liegt eine kleine Bar mit Blickbezug zur Villa Baltic. Zwei kurze Gänge führen in entgegen gesetzter Richtung zu den beiden vertikalen Erschließungen der Obergeschosse mit den Hotelzimmern.
An der Nordseite des Neubaus in Richtung Ostseeallee sind drei Ladengeschäfte untergebracht. Die vorgestellte Veranda erzeugt hier einen überdachten Umgang, der die offene Anbindung der Geschäfte zum Foyer herstellt und an das Wegesystem des Parks anschließt.
Im südlichen Gebäudeteil befindet sich Spa-Bereich mit einem Innen- und Außenbad. Das Freibad im Außenraum wird durch eine begrünte Pergola gefasst. Diese dient als ein räumlicher Abschluss zum Park und als Schatten spendender Filter und Blickschutz, der eine Kontrolle des Zutritts ermöglicht.

Die Tiefgarageneinfahrt und die Anlieferung befinden sich an der südöstlichen Seite des Gebäudes mit Zufahrt von Nord-Osten über die Ostseeallee.
Dieses Zuwegungskonzept erfolgt aus der Vermeidung langer Wege und störender Durchfahrten durch den öffentlichen Park sowie dem Entwurfsziel nach Wiederherstellung eines zusammenhängenden öffentlichen Landschaftsgartens im Westen und Süden nach weitestgehend historischem Vorbild.

 

Konstruktionsbeschreibung Tragwerk

Zielsetzung des Tragwerkskonzeptes ist eine Minimierung der grauen Emissionen bei gleichzeitiger Kosteneffizienz in der Errichtung sowie hoher Nutzungsflexibilität. Dies gelingt durch die Planung eines Holz-Hybrid-Tragwerks in den oberirdischen Geschossen und einer Stahlbetonkonstruktion in den Untergeschossen.
Zentrales Tragelement in den Obergeschossen sind Holz-Beton-Verbunddecken. Diese bestehen aus einer 14 cm starken Brettsperrholzplatte und einer darüber liegenden 10 cm dicken Stahlbetonschicht, wobei letztere auch den brandschutztechnischen Raumabschluss sicherstellt. Die Decken überspannen die Hotelzimmer in Querrichtung und schließen an Unterzüge aus Brettschichtholz an, welche größtenteils in die leichten Trennwände zwischen den Zimmern integriert sind. Die Stützen in den oberirdischen Geschossen bestehen ebenfalls aus Brettschichtholz. Das gleichmäßige Bauteilraster sorgt für einen hohen Wiederholungsgrad der Deckenelemente und erlaubt somit eine effiziente Vorfertigung und schnelle Errichtung vor Ort. Der Aufzugs- und Treppenhauskern ist aufgrund brandschutztechnischer, funktionaler und ökonomischer Gründe in konventioneller Stahlbetonbauweise geplant.
Zur Erreichung einer hohen Nutzungsflexibilität wird im Erdgeschoss ein großzügigeres Stützenraster als in den Obergeschossen gewählt. Der damit verbundene Lasttransfer wird durch 80 cm hohe Brettschichtholzbalken in der Decke über EG ermöglicht. Die Eingangshalle mit Foyer und Gastronomiebereich wird komplett stützenfrei ausgeführt. Über den Untergeschossen U1 und U2 sind Stahlbetondecken mit einer Stärke von 30 cm geplant. Zur effizienten Parkraumausnutzung ist hier ein Stützenabstand von regulär 8,1 m vorgesehen. Die Stützenlasten aus dem Erdgeschoss werden daher mithilfe von Stahlbetonunterzüge in der Decke über U1 transferiert.
Bei allen Stahlbetonbauteilen soll ein Beton mit zementreduzierter Rezeptur verwendet werden, wodurch der CO2-Fußabdruck gegenüber konventionellem Beton bei gleichem Volumen um etwa 30 % verringert werden kann.

 

Materialität

Im Inneren bleiben die wesentlichen Materialien der Tragkonstruktion Holz und teilweise Beton nach Möglichkeit sichtbar und unbekleidet.
Die gedämmte Fassade erhält eine Bekleidung aus Lärchen- oder lasiertem Fichtenholz. Fenster und Türen sind als Holz-Metall-Konstruktionen geplant.
Der Innenausbau erfolgt hauptsächlich im Trockenbau, der in der Regel gespachtelt und farblich behandelt wird. Im Erdgeschoss erhalten die Böden der öffentlichen Bereiche des Foyers, des Restaurants einen Terrazzoboden und der Spa im Innen- und Außenbereich einen Natursteinbelag. In den Obergeschossen kommen Parkett- und Teppichböden zum Einsatz. Die befestigten Flächen und Wege im Außenbereich und im erdgeschossigen Umgang werden in einem grob geschliffenen Terrazzo ausgeführt.

 

Energiekonzept Nachhaltigkeit und Energieeffizienz

Energieversorgung
Die Energieversorgung soll durch das städtische Fernwärmenetz erfolgen. Eine optionale Wärme- und Kälteversorgung aus Geothermie mittels Bohrpfählen und Wasser-Wärmepumpen ist im Rahmen der Planung zu prüfen. Damit könnte die Energiegewinnung aus der thermischen Nutzung des Erdreichs zur Erzeugung von Wärme und Kälte erfolgen. Die Wasser-/Wasser-Wärmepumpen entziehen dem Erdreich die Energie und verdichten sie auf ein höheres Temperaturniveau. Im Winter wird mit der Erdwärme geheizt, im Sommer kehrt sich der Prozess um und das Temperaturniveau des Erdreichs wird regeneriert.
Zur Stromgewinnung sind in beiden Dachflächen Photovoltaik-Anlagen integriert.

Klimatisierung
Spezifische Hotelnutzungen:
Die spezifischen Nutzungen des Einzelhandels, der Gastronomie und des Spa werden mit mechanischer Be- und Entlüftung versorgt.
Hotelzimmer:
Der sommerliche Wärmeschutz erfolgt durch eine Kombination aus Sonnenschutzverglasung und 2- lagigen Vorhängen im Inneren. Zusätzlich vermindern die vorgelagerten Veranden den Sonneneintrag in den Sommermonaten. Die Hotelzimmer werden über die Fensterflächen natürlich be- und entlüftet. Die Wärme- und Kälteversorgung erfolgt über eine Fußboden-heizung bzw. -kühlung. Zur Abdeckung der Spitzenbelastungsspitzen werden  Gebläsekonvektoren verwendet.

Gebäudehülle
Das bauliche Volumen entsteht durch die Kompaktheit der Baukörper in einem sehr guten A-V Verhältnis mit einer äußerst effizienten Gebäudehülle. Die vorgelagerten Veranden und die Umgänge im Erdgeschoß bieten zudem einen sehr guten passiven Sonnenschutz.
Die Gebäudehülle bietet damit die besten Voraussetzungen für ein „low-tech“ Energiekonzept mit möglichst wenig Gebäudetechnik, bei dem gezielt nur die Räume mit erhöhten Anforderungen entsprechend technisch versorgt werden.

Wassermanagement
Die Wasserversorgung erfolgt aus dem öffentlichen Wasserversorgungsnetz. Die Erschließung der einzelnen Etagen erfolgt über vertikale Schächte. Das anfallende Schmutzwasser wird getrennt abgeführt. Das Schmutzwasser aus den WCs wird in die Kanalisation eingeleitet, das Schmutzwasser aus Duschen, Handwaschbecken und Spülen aufgefangen und aufbereitet. Dem aufgefangenen Schmutzwasser wird über Wärmetauscher die Wärme entzogen. Die so zurückgewonnene Wärme kann zur Vorerwärmung des Trinkwassers für alle Bereiche genutzt werden. Bei der Aufbereitung wird das Wasser so gefiltert, dass es als Grauwasser für die WC-Spülung ein zweites Mal genutzt werden kann. Der Trinkwasserverbrauch wird durch diese Maßnahme signifikant reduziert und gleichzeitig der Energieaufwand für die Warmwasserbereitung deutlich reduziert.
Das auf den Dachflächen anfallende Regenwasser wird in unterirdischen Rigolen im Bereich der Grünanlagen auf eigenem Grundstück zwischengespeichert, sodass es zeitverzögert versickern kann. Eine Zwischenspeicherung in einem Regenrückhaltebecken wird im Untergeschoss vorgesehen. Darüber hinaus kann das Regenwasser zur Bewässerung der Freiflächen verwendet werden.

 

Brandschutz

Es wird davon ausgegangen, dass eine Einstufung in Gebäudeklasse 4 erfolgen wird. Die wesentlichen Bauteile des Gebäudes sind damit hochfeuerhemmend auszubilden. Die geplante Bauweise mit Holzhybrid-Decken, Holzstützen und Holz-Rahmenwänden ist geeignet die Anforderungen zu erfüllen. Die holzsichtig vorgesehenen Außenwandbekleidungen sind in Anlehnung an die Regelungen der Muster-Holzbaurichtlinie darstellbar, da diese geschossweise unterbrochen sind. Die Erreichbarkeit der Außenwandflächen für die Feuerwehr ist über die Balkone ausreichend gegeben, ohne dass ergänzend Feuerwehraufstellflächen auf dem Grundstück erforderlich werden. Unabhängig davon ist eine Bewegungsfläche im Nahbereich des Haupteingangs erforderlich und geplant.
Die Rettungswege der Gebäudeteile werden über je einen innenliegenden Sicherheits-treppenraum sichergestellt, der mit einer Druckbelüftungsanlage geschützt wird.  Die Druckbelüftungsanlage erzeugt eine Durchströmung der Türen zu den anliegenden notwendigen Fluren mit 2m/s. Die Gebäudeteile werden entsprechend der Regelungen der Beherbergungsstätten-verordnung für Hotels mit mehr als 60 Gastbetten mit einer Brandmeldeanlage geplant, welche die notwendigen Flure überwacht und bei Auslösung unmittelbar die Feuerwehr alarmiert. Außerdem sind die Hotelzimmer selbst mit Rauchwarnmeldern ausgestattet.
Die in den beiden Kellergeschossen geplante Großgarage wird über die durchgehenden Sicherheitstreppen erschlossen. Die Anbindung erfolgt unmittelbar in die Sicherheitsschleuse über die Flure in den Treppenraum. Die Garage wird aufgrund der Größe und Lage (Großgarage, 2. Kellergeschoss unterhalb 4 m unter Gelände) mit einer Löschanlage geplant. Diese wird beide Garagengeschosse sowie das im Erdgeschoss geplante Foyers im Verbindungsbauwerk schützen. Aufgrund der im Foyer geplanten Löschanlage soll auf eine Brandabschnittstrennung im Erdgeschoss verzichtet werden. Dies soll als Abweichung beantragt werden wird.