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Angelis & Partner Architekten mbB

Städtebaulicher Ansatz

Mit der Ergänzung der über Jahre leerstehenden Villa Baltic über einen angrenzenden neuen Hotelbaustein entsteht ein Ensemble, das es ermöglicht, die Villa wieder zu aktivieren und mit neuem Inhalt zu füllen. Damit kann es gelingen, auch das Umfeld touristisch weiter zu stärken und die Villa wieder als prägenden Anziehungspunkt in Kühlungsborn zu etablieren. Die prominente Lage des Planungsgebietes im Baltic-Park mit dem herausragenden Baudenkmal der Villa erfordert eine respektvolle und behutsame Positionierung und Gestaltung einer Erweiterung. Gleichwohl erfordert eine wirtschaftliche Nutzung des neuen Gesamtensembles als Hotel-, Gastronomie und Veranstaltungsort eine gewisse Größe und Baumasse.

Im Zwiespalt beider Ziele versucht der Entwurf den Fußabdruck der neu geplanten Hotelanlage so gering wie möglich zu halten und die versiegelte Fläche im Park zu minimieren. Es wird ein neuer länglich gestreckter Baukörper in Nord-Süd-Richtung auf dem Baufeld vorgeschlagen. So präsentiert sich der Neubau zur Ostseeallee mit seiner Schmalseite, die sich gegenüber der Villa von ihren Dimensionen und Proportionen unterordnet, gleichzeitig aber als moderne Ergänzung im Ensemble mit der Villa auch eine Adresse und einen Kopf ausbildet.
Der Neubaukörper bildet zum Wasser hin ein Pendant zur Villa, fasst sie in der Tiefe des Grundstücks räumlich ein und definiert die Räume des Parkes neu: Zum einen bekommt die Villa einen räumlichen Abschluss auf dem freien Gelände im Westen des Baltic-Parks, was zu einer Stärkung der räumlichen Präsenz zur Wasserseite führt und neue nutzbare Räume mit unterschiedlichen Qualitäten definiert. Zum anderen begleitet der Neubau mit seiner langen Seite den vorderen Parkbereich und gibt diesem eine neue eigene Raumkante, während der hintere Teil des Baltic-Parks als freie, natürlich gestaltete Parkfläche erhalten bleibt. Zur Süd-Ost-Seite definiert der Neubaukörper einen schönen neuen Freiraum und inszeniert die historische Allee zur Villa und damit die Villa selbst auf der Südseite völlig neu. Durch diese Führung des Raumes erhält die Villa nun von der Stadtseite wieder ein repräsentatives Gesicht sowie ein angemessenes Entree und schafft so eine bisher fehlende Verbindung zwischen Poststraße und Kolonaden zur Ostseeallee.

Der lang gestreckte Baukörper ist in Längsrichtung in drei gleiche Segmente untergliedert, von denen das mittlere leicht versetzt angeordnet ist. Diese Teilung des langen Baukörpers führt zu einer guten Körnung der Baumasse und lässt Baukörper entstehen, die in ihren Proportionen in einem guten Verhältnis zur Villa Baltic stehen und dem Neubau ein kleinteiliges Erscheinungsbild verleihen. Durch die Versprünge werden auf subtile Art wiederum Räume definiert, die den vielfältigen Anforderungen gute Angebote machen.

 

Gebäudegestalt

Die Fassadengestaltung des 3-teilig gegliederten Neubaus sucht einen modernen, jedoch respektvollen und zurückhaltenden Dialog mit der Villa Baltic, um diese in ihrer zentralen repräsentativen Bedeutung zu begleiten und zu stärken. Um die Formensprache der Villa aufzunehmen, wird der Neubau als 3-geschossiger Baukörper mit einem weiteren Dachgeschoss und geneigtem Dach ausgebildet. Die Firsthöhe des Neubaus bleibt dabei unterhalb der der Villa. Die Fassadengliederung ist modern und zurückhaltend: die Integration der Loggien und Terrassen in die raumbildende Gebäudegestalt sorgt für ein ruhiges Erscheinungsbild. Die Fassaden erhalten über die an den Funktionsachsen ausgerichtete vertikale Teilung eine klassische Gebäudegliederung mit vertikalen, stehenden Elementen und über die eingefassten Loggien eine wohltuende Tiefe und Plastizität.

Die helle, massive Gebäudegestalt mit umlaufender Arkadenausbildung im Erdgeschoss lehnt sich dabei an die typische historische Bäderarchitektur an, interpretiert diese jedoch neu. Die gestalterische Einbindung des Dachgeschosses in den Baukörper reduziert optisch die Baumasse und sorgt für ein ruhiges, modernes Erscheinungsbild des Neubaus im Kontext der klassizistischen Altbauten.
Die Sonderflächen im Erdgeschoss mit Event- und Wellnessbereichen schieben sich als dunkler abgesetzter Körper aus der hellen Hauptstruktur der drei aufgehenden Baukörper. Hier wird auf diese Weise ein zurückhaltender Übergang in den Park gesucht, der auf der Dachfläche zudem begrünt wird und eine schöne Westterrasse in den Park hinein bietet.

 

Funktion

Durch die prominente Lage des Hotelneubaus inmitten des Baltic Parks sollen die Erdgeschossflächen weitestgehend eine öffentliche Nutzung erhalten, um die Parkflächen und die Ostseeallee touristisch zu aktivieren. Das Konzept schlägt daher vor, im Erdgeschoss die publikumswirksamen Nutzungen wie Lobby, Restaurant, Event und den Wellnessbereich so anzuordnen, dass sie den öffentlichen Raum gut begleiten und an konzentrierten Stellen gut bespielen. Dabei werden die Flächen weitestgehend als fließende, ineinander übergehende Raumzonen gestaltet, die sich zudem im Freiraum und damit im Baltic-Park fortsetzen. Begleitet werden diese Räume und der Übergang von innen nach außen über die Arkadenstruktur auf der nördlichen und östlichen Seite.
Der zentrale Empfangsbereich im Nord-Osten des Erdgeschosses ist dabei so angeordnet, dass alle angrenzenden Bereiche sowie die zentrale Erschließung für die Gäste gut einsehbar und erreichbar sind. Zudem öffnet er sich zum Hotelplatz und damit zur Südseite der Villa mit dem dortigen Zugangsbereich für das Hotel und bindet so beide Bauteile funktional und repräsentativ zusammen.
Der zentral liegende Aufzugskern sowie eine große Freitreppe führen den Gast von der Lobby in die Obergeschosse. Ein durchgehender Luftraum verbindet dabei alle Geschosse miteinander und belichtet die innenliegenden Flurzonen in den Obergeschossen. Hier sind auf 3 Etagen insgesamt 108 Hotelzimmer unterschiedlicher Größe angeordnet. Alle Zimmer verfügen dabei über einen eigenen Außenraum als Loggia bzw. Terrasse im Dachgeschoss. Durch die Gebäudeanordnung in Nord-Südrichtung haben weitestgehend alle Zimmer einen Blick auf die Ostsee und den Baltic Park. Über die Zufahrt im südlichen Grundstücksteil erreichen die Gäste die Tiefgarage. Hier können auf einer Ebene ca. 120 Stellplätze sowie Technik- und Lagerflächen abgebildet werden. Erdgeschossig wird zudem im südöstlichen Gebäudeteil ein Anlieferungs- und Servicebereich zur Versorgung des Hauses angeordnet.

 

Anbindung Villa Baltic

Die Villa Baltic und der sie umgebende Park ist ein ortsprägendes Denkmal von großer Relevanz und Präsenz in Kühlungsborn West. Um diesen Charakter und die Wichtigkeit des Hauses zu erhalten, sieht das Konzept vor sie auch weiterhin als eigenständigen, freistehenden Baukörper zu belassen. Auf eine direkte oberirdische Anbindung wird daher verzichtet. Beide Gebäude setzen sich zukünftig über die gemeinsame Freiraumgestaltung zueinander in Beziehung, durch eine gemeinsame zwischen beiden Gebäuden verlaufende Promenade und verbindendende Platzräume. Eine bauliche Anbindung beider Gebäude wird über eine unterirdische Verbindung von der Tiefgarage zum Kellergeschoss der Villa vorgeschlagen. So können sich Gäste und Mitarbeiter von einem zum anderen Gebäude bewegen. Ein neuer Aufzug kann in Abstimmung mit der Denkmalpflege innerhalb der Villa die Geschosse miteinander verbinden und so alle Räumlichkeiten barrierefrei für Gäste zugänglich gemacht werden. Im Außenbereich der Villa können Hub- oder Plattformlifte zum Ausgleich zwischen Gelände- und Erdgeschossniveau angeordnet werden.

 

Freiraum

Der neue Baukörper gliedert die umgebende Parkfläche des Baltic-Parks und schafft neue Freiräume und Zonierungen innerhalb der Parkanlage. Nach Norden entwickelt sich vor der raumbildenden Fassade des Hotels ein großzügiger Vorplatz. Hier bespielt die Gastronomie im Erdgeschoss den Außenraum, der Platz wird belebt und aktiviert auch den angrenzenden Baltic-Platz und die Ostseeallee. Mit der Ausrichtung zum Wasser und Blick auf den Sonnenuntergang Richtung Westen aber auch die Sichtverbindung zum Spielplatz bietet der Raum eine hohe Aufenthaltsqualität und eignet sich optimal für gastronomische Nutzung. Ganz anders der Vorbereich der Villa Baltic der mit der Wiederherstellung des historischen Vorgartens eine eher ruhige Atmosphäre erhält. Als verbindender Außenraum zwischen dem Neubau und der Villa entsteht eine gemeinsame Promenade, die in Nord-Süd-Ausrichtung den Neubau östlich begleitet und einen Übergang von Vorplatz zum Hotelplatz im Süden der Villa und zur historischen Allee schafft. Entlang dieser Promenade werden die öffentlichen Nutzungen wie Gastronomie, Lobby und Shops angeordnet und beleben den Freiraum. Die südlich gelegene Platzfläche hinter der Villa übernimmt dabei die Funktion als Ankommens-raum für die Hotelgäste und verbindet den Eingang des Neubaus mit dem Hotelzugang der Villa. Im Westen des Neubaus ist erdgeschossig der Spa-Bereich des Hotels angeordnet. Dieser öffnet sich hier zu einem privaten Garten mit Liegeflächen und Außenpool. Die Abgrenzung zur öffentlichen Parklandschaft erfolgt über begrünte erhöhte und mit Gräsern, Hecken und niedrigen Büschen bepflanzte Pflanzbeete. Auch die Abgrenzung zur Zufahrt und dem Wirtschaftshof wird über Bepflanzung und Erdwälle gestaltet. So wird der grüne Parkcharakter erhalten und dennoch die Einsehbarkeit in die privaten Außenräume des Hotels verhindert.

 

Konstruktion & Material

Vor dem Hintergrund der globalen Klimaveränderungen müssen wir uns auch im Bauen den neuen Anforderungen stellen und bisherige Bauweise überdenken. Vor diesem Hintergrund wird für den Neubau eine nachhaltige Holzbaukonstruktion vorgeschlagen. Das Tragsystem des Gebäudes wird dabei als Holz-Skelettbau in einer Kombination aus Holzstützen sowie massiven, tragenden Decken- und Wandelementen in Brettschichtholz errichtet. Die Erschließungskerne sowie die Tiefgarage werden ergänzend dazu in Beton hergestellt.
Durch die immer wiederkehrenden Zimmermodule und das durchgehende Achsmaß von 4.375m bzw. 5.00m kann das Gebäude schnell und kostengünstig in vorgefertigten Elementen erstellt werden. Die der thermischen Gebäudehülle vorgestellte Loggia-Konstruktion wird in einer Kombination aus Betonfertigteilstützen sowie -decken vorgeschlagen. Die geschlossenen Wandflächen werden als Betonvorhangfassade mit dünnen glasfaserverstärkten Betonplatten ausgeführt. Diese Lösung wird vorgeschlagen, um dem Gebäude einen massiven Charakter zu geben und sich damit harmonisch in die verputzte Umgebungsbebauung einzufügen. Das Dach wird in einem fließenden Übergang von Dach zu Fassade ausgeführt und mit einer hellen Metalleindeckung ausgeführt. Zudem sind die Materialien über den Lebenszyklus betrachtet sehr langlebig und wartungsarm.

 

Energiekonzept

Ergänzend zur nachhaltigen Konstruktion versucht das vorgeschlagene Konzept auch über die Gebäudegestaltung die Energiebilanz zu optimieren und den Energiebedarf zu minimieren. Die umlaufenden tiefen Loggien bieten dabei den Hotelgästen nicht nur einen privaten Außenraum, sondern dienen auch der natürlichen Verschattung der Fassade. Zusätzliche textile Sonnenschutzrollos in der vorderen Loggia-Ebene dienen dem sommerlichen Wärmeschutz, bei gleichzeitiger Luftströmung. Die Flachdachflächen erhalten eine vollständige extensive Begrünung. Durch Aufständerung kann die Fläche parallel dazu genutzt werden für die Aufstellung von Photovoltaikpaneelen. Der daraus gewonnene Strom wird genutzt für die Betreibung einer Wärmepumpe und der zentralen Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung. Die Gründächer können zudem als Retentionsfläche dienen.